ANIM 2023: Arbeitstagung NeuroIntensivMedizin 19.-21. Januar in Berlin
Prof. H Vatter TL ANIM UK Bonn

Interdisziplinär, interprofessionell und international - die 40. Arbeitstagung NeuroIntensivMedizin (ANIM) vom 19. bis 21. Januar 2023 in Berlin ist wieder vielfältig aufgestellt. Von aktuellen Entwicklungen in der NeuroIntensivmedizin bis hin zu neuen Erkenntnissen neurologischer Auswirkungen von COVID-19 erwartet die Teilnehmer ein umfassendes Update in Vorträgen renommierter Expert:innen, praxisorientierten Workshops, Fortbildungskursen und Symposien. Prof. Dr. Hartmut Vatter, Bonn, Kongresspräsident der gemeinsamen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für NeuroIntensiv- und Notfallmedizin (DGNI) und der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG), gibt im Interview erste Einblicke in wissenschaftliche Themenschwerpunkte und Highlights.

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Vom 14. bis 16. September fand zum 8. Mal die DGNI-Neurointensiv-Summer School statt. Unter wissenschaftlicher Leitung von Dr. med. Albrecht Günther, Leiter der Neurologischen Intensivstation am Universitätsklinikum Jena, wurden wieder in einem bunten Mix aus interaktiven Expertenvorträgen, Fallseminaren, Kleingruppen-Workshops und Simulationstrainings 36 Kolleg:innen aus ganz Deutschland auf den neuesten Stand in den wichtigsten Gebieten der neurologischen, neurochirurgischen und allgemeinen Intensivmedizin gebracht.

IGNITE LogoAls das erste Treffen forschungsbegeisterter NeuroIntensivmediziner 2010 in Berlin mit dem Ziel, eine deutschlandweite Forschungsplattform zu erschaffen, stattfand, konnte keiner der Teilnehmer ahnen, wie nachhaltig und erfolgreich sich dieses klinische Forschungsnetzwerk entwickeln würde. Ein Forschungsnetzwerk, das ohne relevante finanzielle Ausstattung entstehen sollte und lediglich durch die Begeisterung für die NeuroIntensivmedizin und die klinische Forschung getragen werden würde.

Andererseits war aber auch klar: Fragestellungen für die klinisch neurointensivmedizinische Forschung gab es genügend und keine ließ sich durch die bisherigen vornehmlich monozentrischen Studienansätze ausreichend schnell und gut publizierbar beantworten, sondern nur gemeinsam, mit der gemeinsamen Begeisterung für die Neurointensivmedizin und der Bereitschaft für einen offenen, kritischen, gleichberechtigten und v.a. einladenden Austausch über wissenschaftliche Fragestellungen und Studienansätze, die in realisierbare klinische Studien münden sollten.

Und so waren dann schnell auch die Grundlagen für das Netzwerk formuliert: ein Netzwerk für multizentrische Datenerhebungen/Studien der gesamten NeuroIntensivmedizin, ohne Exklusivität, sondern offen für jede/n NeuroIntensivbegeisterte/n mit Commitment für die Idee des Netzwerkes und die Idee des offenen Austausches und mit klaren und transparenten Regeln für die Publikationen der gemeinschaftlichen Projekte. Den Rahmen stellten die halbjährlichen Netzwerktreffen, die Leitung durch einen neurologischen und einen neurochirurgischen Sprecher der Gruppe und die Angliederung an die DGNI dar. Die Iniative of German NeuroIntensive Trial Engagement, kurz IGNITE, war gegründet.

Lawson McLeanAnna Lawson McLean: Meinung zur Berufspolitik Neurowissenschaften

Dass es einen Frauenanteil von zwei Dritteln unter den Medizinstudierenden gibt und dass sich dies nicht unbedingt in der Ausbildung und in Leitungspositionen fortsetzt, ist mittlerweile wohl bekannt in der deutschen Ärzteschaft. Es war wohl auch eine gefühlte Wahrheit, dass dies insbesondere auf die Neurochirurgie zutrifft, belegbare Zahlen gab es jedoch nur bedingt. In der Arbeit von Forster et al. konnten wir im letzten Jahr darstellen, dass wir in der Neurochirurgie Frauen nur in 9 Prozent der Leitungspositionen finden. Inhaberinnen von W3-Professuren (Klinikdirektorinnen) gibt es momentan nur an zwei Standorten.

Die Frage ist, wie man es schafft, mehr Kolleginnen zu fördern und bei entsprechender Qualifikation in leitenden Positionen aufzustellen. Wahrscheinlich muss es Neuerungen auf drei Ebenen geben: der beruflichen Ebene, der sozialen Ebene und der persönlichen Ebene.