The Effect of Tranexamic Acid on Neurosurgical Intervention in Spontaneous Intracerebral Hematoma: Data from 121 Surgically Treated Participants From the Tranexamic Acid IntraCerebral Hemorrhage -2 Randomized Controlled Trial

Milo Hollingworth et al. Neurosurgery 2024 Sep 1; 95(3):605-616 Doi: 10/1227/neu.0000000000002961

Der Einfluss von Tranexamsäure auf die Größenzunahme spontaner intrazerebraler Blutung oder auch deren Einsatz bei Polytraumapatienten wurde in den letzten Jahren extensiv untersucht und es wurden viele positive Einflüsse auf das Outcome dieser Patienten definiert. Die folgende Studie befasst sich mit einer Subgruppe von Patienten nach spontaner intrazerebraler Blutung und den Einfluss der Anwendung von Tranexamsäure in Zusammenhang mit neurochirurgischen Interventionen.

Bei diesem Paper handelt es sich um eine post hoc Analyse der Daten der TICH-2 Studie, eine randomisierte Multicenterstudie zur Wirkung von Tranexamsäure (TXA) auf die Mortalität und Morbidität von Patienten mit spontaner intrazerebraler Blutung nach 90 Tagen. In dem vorliegenden Paper wird spezifisch der Effekt von TXA nach/auf neurochirurgische/-n Interventionen bei spontanen intrazerebralen Hämatomen untersucht.

Einschlusskriterien:

  • Spontane intrazerebrale Blutung
  • Alter > 18 Jahre
  • Aufnahme innerhalb von 8 h nach Symptombeginn in teilnehmendem Zentrum
  • Gabe von 1g TXA als Bolus und 1 g als Infusion über 12 h

Ausschlusskriterien:

  • Sekundäre intrazerebrale Blutung nach Trauma, Einnahme von Antikoagulantien
  • Bereits abgelaufener „Stroke“
  • Bereits vor Akutereignis bestehende Abhängigkeit mit mRS >4
  • Lebenserwartung < 3 Monaten
  • GCS < 5

Outcome:
Das primäre Outcome war die Notwendigkeit eines operativen Eingriffs innerhalb von 7 Tagen nach Blutung, wobei hierbei in Anlage einer Ventrikeldrainage, Kraniotomie oder minimalinvasive Eingriffe unterteilt wurde. Die Untersuchung erfolgte als Vergleich zwischen der Placebo- und der TXA- Gruppe.

Sekundäre Outcomedaten waren neurologische Verschlechterung und Zunahme der Hämatomgröße, die als absolute Zunahme von > 6 ml oder 33% zwischen der Baseline CCT und der Kontrollbildgebung nach 24 h definiert wurde. Als neurologische Verschlechterung wurde ein Anstieg im NIHSS von > 4 Punkten oder eine Verminderung der initialen GCS um 2 Punkte gewertet.

Ergebnisse:
Von insgesamt 2.325 Patienten, die in TICH-2 eingeschlossen wurden, war bei 121 ein operativer Eingriff notwendig (5,2%), verteilt auf 57% Kraniotomien, 33% Hämatomentlastung und 21% EVD- Anlagen.
Zwischen der TXA- und der Placebogruppe war die Anzahl der Patienten mit operativem Eingriff ähnlich, mit 4,9% (57/1153) und 5,5% (64/1163) mit einer Odds Ratio 0,893; 95% CI 0.619-1.289.
Zudem konnte keine Verbesserung des Outcomes in der TXA-Gruppe bei den operierten Patienten nachgewiesen werden und auch das postoperative Hämatomvolumen konnte nicht signifikant durch die Gabe von TXA beeinflusst werden.

Diskussion:
Die post-hoc Analyse der TICH-2 Daten konnte keine Evidenz für die Effektivität von TXA, verabreicht innerhalb von 8 h nach Ereignis, im Hinblick auf die Reduktion notwendiger chirurgischer Eingriffe oder auf die Reduktion von neurologischer Verschlechterung zeigen.
Ob eine frühere TXA-Gabe effektiver ist, wird derzeit im TICH-3 Trial untersucht.

Limitationen:

  • Nur wenige Patienten wurden überhaupt operiert à potenzieller BIAS
  • Keine Aussage über die generelle Wirkung von TXA auf das Outcome
  • Keine Aussage über das Ergebnis von Patienten mit Notfalloperation direkt nach Aufnahme