International Symposium „Brain Death and Neuroprognostication International“
Der Start in den dritten Kongresstag – ein weiteres Kongress-Highlight, auf das Prof. Dr. Thomas Westermaier schon zur Kongresseröffnung hingewiesen hatte: das International Symposium „Brain Death and Neuroprognostication International“ mit vier namhaften internationalen Experten unserer internationalen Partnergesellschaften.
Prof. Dr. Salia Farrokh Baltimore, MD/US, NCS, hielt eine Präsentation zum Thema „Pharmacological perspective of organ-protective therapy“. Die größte Herausforderung stellt die Stabilisierung der Hämodynamik dar. In den USA werden auch Thyroxin i.v., Methylpretnisolon i.v. und Vasopressin i.v. als Hormonersatz bei IHA in der Routinepraxis verabreicht. Prof. Dr. Jamil Dibu, Abu Dhabi/AE, MENA Chapter, sprach zum Thema „Organ transplantation program of United Arab Emirates“. Organtransplantation ist in den Vereinigten Arabischen Emiraten erst seit 2017 möglich und seitdem ist die Anzahl der transplantierten Organe in den Emiraten exponentiell gestiegen. Das Thema von Prof. Dr. Hemanshu Prabhakar, Delhi/Indien, SNCC, war „Neuroprognostication in low and middle income countries“. Es wurde klar, dass jegliche Form der Prognosefindung hinsichtlich Rehapotential und psychologischer Betreuung vor allem von den vorhandenen Ressourcen abhängt. Dr. Gentle Shrestha, Kathmandu/Nepal, sprach über das „Spectrum of neurocritical care disorders and care delivery in resource-limited settings“. Schäedel-Hirn-Trauma und Schlaganfall sind die häufigsten Erkrankungen in der NeuroIntensivpopulation der Länder mit niedrigen Einkommen.
Die Beteiligung von Experten aus der ganzen Welt auf der ANIM 2025 zeigte die internationale Verbundenheit mit den Partnergesellschaften und die beständig weiter wachsende Vernetzung der DGNI weltweit.
ePoster-Sitzungen
Die diesjährige ANIM bot eine beeindruckende Vielfalt an E-Poster-Sitzungen, die sowohl die Breite als auch die Tiefe der aktuellen Forschung widerspiegelten. Mit 4 Terminals, 11 Sitzungen und 71 Vorträgen war einiges los. Die präsentierten Themen waren breit gefächert und reichten von prospektiven Studien wie dem Register zur Prognose akut-symptomatischer epileptischer Anfälle (PROSA-Register) bis zu interessanten Fällen.
Die E-Poster-Sitzungen boten in diesem Jahr nicht nur die Möglichkeit, Forschungsergebnisse in prägnanter Form zu präsentieren und mit Kollegen in direkten Kontakt zu treten, sondern auch die Möglichkeit, die Silent Conference-Technik zu erproben. Ähnlich der Silent Disco erhielt jeder Teilnehmer einen speziellen, kabellosen Kopfhörer und konnte abgeschirmt von den Nebengeräuschen ungestört lauschen. Mit einem Get-Together am ersten Abend wurde die ungezwungene Atmosphäre anschließend genutzt, um sich weiter zu vernetzen, sich zu entspannen und mit unseren internationalen Gästen in Kontakt zu treten.
Preisverleihungen
Der DGNI Pflege- und Therapiepreis 2025 wurde an Nadja Stadtfeld, Trier verliehen. Sie überzeugte mit ihrem Vortrag „Advanced Practice Nursing aus der Sicht von Pflegefachpersonen in der Akutpflege der Neurologie“.
Am Gesellschaftsabend wurden vom frisch ernannten DGNI-Präsidenten Prof. Dr. Matthias Klein feierlich die diesjährigen Posterpreise übergeben.
Den 1. Platz errang Jan Folkard Willms, Zürich, für sein Poster „Silent validation of a longtudinal model for predicting delayed cerebral ischemia in real time after subarachnoid hemorrhage“.
Den 2. - 6. Platz bekamen Johannes Teller, Hannover (Neurofilament-Leichtketten und Saueres Gliafaserprotein als prognostische Marker des postoperativen Delirs nach herzchirurgischem und kardiologischem Eingriff), Alexandra Beez, Würzburg, und Nadine Lilla, Augsburg (Insights into cerebral glucose metabolism in rat brain after subarachnoid hemorrhage by serial 18FDG-PET using an MRI-template based analysis tool), Maximilian Stoschus, München (Investigating pharmacokinetcs of phenobarbital in status epilepticus using a population-based approach), Ilko Maier, Göttingen (Three-dimensional simultation of cerebral blood flow velocities as a new approach for individualized stroke prevention and treatment) und Vincent Böhm (Prognostic markers for long-term outcome in tick-borne encephalitis).
Forum IHA: Drängende Fragen, erste Antworten und Ausblick
Der irreversible Hirnfunktionsausfall (IHA) stellt die Neurointensivmedizin vor große
Herausforderungen. Die ANIM 2025 hat eines der neueingeführten Diskussions-Foren der komplexen Thematik der IHA-Feststellung gewidmet. Führende Experten diskutierten die neuesten Entwicklungen in der Diagnostik und die klinische Relevanz dieser Erkenntnisse.
Unter dem Vorsitz von Dr. med. Farid Salih und Dr. Stefanie Förderreuther standen ethisch-rechtliche Aspekte, Schwierigkeiten bei der Diagnose des IHA und Kommunikation mit den Angehörigen und der Begleitung in dieser schwierigen Situation im Vordergrund.
Die Ergebnisse der Diskussionen sollen dazu dienen, die Diagnoseverfahren zu verbessern, die Kommunikation mit den Angehörigen zu optimieren und ethische Leitlinien weiterzuentwickeln.
DSG Stroke Winter School
Kompaktes Fachwissen rund um die Schlaganfallversorgung bot die DSG Stroke Unit Winter School im Rahmen der ANIM. Ein interprofessionelles Programm mit drei Schwerpunktthemen und neun multiprofessionellen Referenten ermöglichte die Gelegenheit, Fachwissen praxisnah an einem einzigen Tag zu vertiefen und neueste Entwicklungen der Behandlungsmöglichkeiten im Bereich der Schlaganfallversorgung zu diskutieren. Die vom Orga-Team rund um Franciska Grauer, Prof. Dr. med. Joji Kuramatsu, Dr. Sriramya Lapa, Prof. Dr. med. Waltraud Pfeilschifter und Jan Röttgers ausgewählten Vortragenden brachten über ihre Positionen und Arbeitserfahrungen ganz unterschiedliche Blickwinkel ein, von der Stärkung des Empowerments von Patienten und Angehörigen auf der Stroke Unit bis zu Patientenwille, Prognose und Moral - Herausforderungen und Entscheidungen in der Therapie.
Fazit und Ausblick
Die ANIM 2025 - 42. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurointensiv- und Notfallmedizin und der Deutschen Schlaganfallgesellschaft in Berlin war mit fast 1000 Teilnehmern wieder ein voller Erfolg. Die Tagung unter der Leitung von Prof. Dr. Matthias Klein bot ein breites Spektrum an Themen und Veranstaltungen für Fachleute und Pflegekräfte der Neurointensivmedizin.
Vom 5. – 7. Februar 2026 lädt Prof. Dr. Oliver Müller zur Jubiläumsveranstaltung anlässlich des 40. Jahrestages der Gründung der DGNI in das Kongresszentrum Dortmund ein.