Präsidentensymposium – Konzepte in der Forschung der Zukunft und KI
Beim beliebten Präsidentensymposium war der Saal wieder voll. Es gab drei spannende Vorträge mit hochkarätigen Rednern. Unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Thomas Westermaier und Prof. Dr. Matthias Klein gab Prof. Dr. Götz Thomalla, Hamburg, einen umfassenden Einblick in „Neue Strukturen und Konzepte für klinische Forschung in der Akut- und Intensivneurologie“ und stellte innovative Studiendesigns wie RECOVERY und effektive Studiennetzwerke wie das NUM – Nationale Studiennetzwerk und Fachnetzwerke – vor. Fazit: Klinische Forschung in der Akut- und Intensivneurologie aus Deutschland ist international sichtbar, vor allem im Bereich Schlaganfall, „Luft nach oben“ besteht in der Intensivneurologie.
„Künstliche Intelligenz – Aktuelle Möglichkeiten und Zukunftsvisionen für die Versorgung von Notfall- und Intensivpatienten“ – der unterhaltsame Vortrag von Prof. Dr. Aldo Faisal, Bayreuth, begeisterte das Publikum, wie der langanhaltende Applaus und die lebhafte Diskussion deutlich zeigte. Angesichts vielfältiger Einsatzmöglichkeiten von KI auch in der Notfall- und Intensivmedizin stach ein Bereich besonders hervor: „Interessant wird es, wenn wir KI in die Prognose mit einbinden“.
Mit leichter Hand übernahm der Neurologe, Psychiater und Psychologe Prof. Dr. Frank Erbguth, Nürnberg mit seiner Präsentation „The Next Generation: Ärzte im Schatten von KI- Braucht man NeuroIntensivmediziner überhaupt noch?“ Er kam zu dem Schluss: Auch wenn KI nicht die handwerklichen „skills“ des NeuroIntensivmediziners ersetzen wird, kann ihr Einsatz Ärzte in Diagnostik und Therapieführung unterstützen. Diese vielen Ausblicke in zukünftige KI-Einsatzmöglichkeiten waren für Prof. Klein ein „erfrischender Abschluss“.
Ein interdisziplinärer Blick auf spontane intrazerebrale Blutungen
Schon früh am Morgen füllten sich die wissenschaftlichen Symposien. Unter Vorsitz von Prof. Dr. Karl Georg Häusler, Würzburg, und Prof. Dr. Lars Kellert, München, gab es einen interdisziplinären Blick auf spontane intrazerebrale Blutungen. „Es ist wichtig, direkt am Anfang Ressourcen freizusetzen, genug Personal – ein Zweierteam –, um nicht im Nachhinein Nachblutungen behandeln zu müssen“, so Prof. Kellert im ersten Vortrag „Konservatives Management der spontanen intrazerebralen Blutung“. In seinem Vortrag zum operativen Management legte der Neurochirurg Prof. Dr. med. Niklas Thon, München, dar, wie es gelingen könnte, Nachblutungen möglichst zu minimieren, um den Hirnschaden zu reduzieren. Bei oberflächlicher Blutung gäbe es prognostische Vorteile, bei guter minimal-invasiver OP-Technik auch bei tiefgreifenden Blutungen, sowie weniger Todesfälle.
Prof. Dr. med. Konstantinos Dimitriadis, München, präsentierte spezielle intensivmedizinische Aspekte von Patienten mit spontanen intrakraniellen Blutung, bevor es im Vortrag von Dr. med. Farid Salih um Therapielimitationen bei ausgedehnter intrazerebraler Blutung ging. Seine Aussage, „Es ist immer die Frage, ob die medizinische Indikation gegeben ist und wir ein Angebot machen können“, führte zu intensiven Diskussionen zur interprofessionellen Gesprächsführung mit Angehörigen. Auch mit Blick auf die neurologische Frührehabilation und die Übergabe wurde diskutiert, wie ethische Entscheidungsprozesse transparenter gemacht werden könnten.
Weitere Symposien am zweiten Kongresstag gab es zur „Abschätzung der Prognose in der Neurointensivmedizin“, „KI für das Neuromonitoring in der Neuro-Intensiv- und Notfallmedizin“ und zu „Hot topics in der Thrombolysetherapie“. Außerdem ging es um „Anfälle und Status epilepticus – Vom Rettungswagen bis zur Intensivstation“, „Herausfordernde Konstellationen bei ZNS Infektionen“ – unter anderem Adjuvante Therapiestrategien bei viralen Enzephalitiden und Herausforderung ZNS Tuberkulose – sowie „Vigilanzminderung und Koma bei Störungen des Hormonhaushalts“.
Forum: Teamperformance in der Notfallneurologie – Noch Luft nach oben?
Die Notfallneurologie ist ein hochdynamisches und anspruchsvolles Feld, in dem Sekunden über Leben und Tod entscheiden können. Eine optimale Teamperformance ist dabei essenziell, um die bestmögliche Patientenversorgung zu gewährleisten. Im Forum am Freitagmorgen wurden wichtige Aspekte diskutiert, um die Teamarbeit in der Notfallneurologie weiter zu optimieren.
Dr. Lisa Mäder stellte in ihrem Eröffnungsvortrag heraus, wie wichtig klare und strukturierte Kommunikation in der Notfallsituation ist. Teammitglieder sollten aktiv zuhören und sicherstellen, dass sie die Informationen vollständig verstehen, um Fehler zu vermeiden. Durch die Kommunikationsstrategie Closed Loop könnten durch Rückbestätigung Fehler vermieden und für einen eindeutigen Handlungsablauf gesorgt werden.
Nach Notfällen oder schwierigen Fällen sollten regelmäßige Debriefings stattfinden, um die Teamleistung zu analysieren und Verbesserungspotenziale zu identifizieren, so Lars Kröger in seinem Vortrag „Nach dem Notfall ist vor dem Notfall – Lernen von der Präklinik: Debriefing“. Fehler sollten als Lernchance betrachtet werden, um in Zukunft besser reagieren zu können.
Prof. Dr. Waltraud Pfeilschifters führt simulationsgestützte Trainings durch, in denen die Teamperformance unter Stressbedingungen simuliert wird, um die interprofessionelle Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Pflegekräften und anderen Teammitgliedern zu verbessern. Ebenso entscheidend sei eine klare Rollenverteilung, so Dr. Ferdinand O. Bohmann. Jedes Teammitglied sollte seine Rolle und Verantwortlichkeiten kennen, um effektiv zusammenarbeiten zu können.
Die spannende Diskussion zeigte, dass es in der Notfallneurologie noch Verbesserungspotenzial in der Teamperformance gibt. Mit der Implementierung von standardisierten Kommunikationsprotokollen, regelmäßigen Debriefings, simulationsgestützten Trainings und effektiven Führungsstrategien kann die Teamarbeit weiter optimiert und die Patientenversorgung verbessert werden.
Neuwahl des Präsidiums
Im Rahmen der ANIM 2025 stand die Neuwahl des Präsidiums der Deutschen Gesellschaft für NeuoIntensiv- und Notfallmedizin an, ein entscheidender Moment für die Zukunft der Fachgesellschaft und der neuroIntensivmedizinischen Versorgung in Deutschland. Neuer Präsident ist turnusmäßig Prof. Dr. med. Matthias Klein. Prof. Dr. med. Thomas Westermaier wurde 1. Vizepräsident und Prof. Dr. med. Patrick Czorlich wurde zum 2. Vizepräsidenten gewählt. Im Amt bleiben Schriftführerin Dr. Katja Wartenberg, Schatzmeister PD Dr. Wolf-Dirk Niesen, Beisitzerin Dr. Sylvia Bele und die nichtärztliche Beisitzerin Prof. Dr. Anne-Kathrin Cassier-Woidasky.