Die Mechanismen, die für ein Post-Covid-Syndrom postuliert werden, umfassen Neurotransmitter-Imbalancen, postinfektiöse Entzündungen, endothelial-mikrozirkulatorische und immunvermittelte (z.B. Zytokin- und Antikörper-assoziierte) Prozesse. Neurologische Manifestationen des COVID-19-Intensivpatienten sollten aktiv gesucht werden und Anlass zu einer Neuro-Frührehabilitation geben (10). Die medizinischen und gesellschaftlichen Langzeitfolgen durch anhaltende Symptome wie Fatigue, neurokognitiver Abbau, neuropsychiatrische Defizite und motorische Einschränkungen dürften enorm sein, sind aber hinsichtlich ihrer Bedeutung noch nicht ausreichend untersucht.
Insgesamt erinnern diese Langzeitfolgen stark an das Post-Intensive-Care-Syndrome (PICS), für das mechanistisch vaskuläre, hypoxische, Zytokin- und Mikroglia-assoziierte Prozesse angenommen werden. Die Neuro-COVID assoziierten Langzeitfolgen und diejenigen, die mit der Intensivtherapie (Beatmung, Sedierung, Organersatzverfahren, Medikamente, Delir,...) und/ oder Organschäden wie dem ARDS assoziiert sind, lassen sich in dieser Patientengruppe kaum voneinander trennen. Und ebenso wie beim PICS gibt es für die neurointensivmedizinischen Folgen von COVID-19 bisher keine bekannten kausalen Therapien, sondern multimodale supportiv-symptomatische Ansätze, die allerdings in Ihrer Bedeutung nicht unterschätzt werden sollten.
Für uns als Neuro-IntensivmedizinerInnen, auch wenn wir konsiliarisch zu COVID-19-Intensivpatienten hinzugezogen werden, sollte daraus erwachsen, dass wir neurologische Manifestationen in dieser Population aktiv suchen, eine angepasste Diagnostik durchführen (lassen) und dazu beitragen, diese Patienten einer neurologischen Früh-Rehabilitation zuzuführen. Während der Intensivphase erscheinen die leitliniengerechte Therapie von COVID-19, die symptomorientierte neurologische/ neurochirurgische Therapie und die Erwägung immunmodulatorischer Therapieansätze (z.B. bei Enzephalopathien oder Neuropathien), die zunehmend positiv berichtet werden, besonders wichtig.
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