slide forschungDie IGNITE Sektion Klinische Studien der DGNI hat sich zur Durchführung gemeinsamer oligo- und multizentrischer Studienprojekte zusammengefunden mit dem Ziel, gemeinsam aktiv im Verbund zu forschen. So soll die deutsche neurointensivmedizinische Forschung auf ein aussagekräftigeres Niveau mit belastbaren Fallzahlen geführt werden. Die Mitglieder sind klinisch und wissenschaftlich aktive Neurologen und Neurochirurgen, die im Bereich Neurointensivmedizin – vielfach in verantwortlicher Funktion – arbeiten. Die Gruppe begann ihre Arbeit 2010 mit der Mission der Realisierung von klinischen Studien auf dem Gebiet der Neurointensivmedizin durch Netzwerkbildung mit Engagement und Transparenz. Inzwischen wurden einige retrospektive Studien, z.B. über die Behandlung der Hirnvenenthrombose, und Umfragestudien über Standards und Behandlungspfade auf den neurologischen und neurochirurgischen Intensivstationen veröffentlicht und prospektive Studien mit gezielten Fragestellungen auf den Weg gebracht.

Für den raumfordernden Hirninfarkt, der eine Hirnhälfte involviert, wurde die frühe Entfernung des Schädelknochens und der festen Hirnhaut über der betroffenen Hirnhälfte (Hemikraniektomie) im letzten Jahrzehnt als Standardtherapie etabliert. Dennoch blieben viele Fragen offen, wie zum Beispiel definitive diagnostische Kriterien zur Indikationsstellung der Hemikraniektomie, der beste Zeitpunkt für die Operation, neue Komplikationen und der Einfluss von einer systemischen Temperatursenkung (Hypothermie) auf das Langzeitbefinden. Diese Fragen werden gerade in der Registerstudie DESTINY-R und in der randomisierten Studie DEPTH-SOS (Hemikraniektomie versus Hemikraniektomie und Hypothermie) beantwortet. Die OPTIMAL Studie beschäftigt sich außerdem mit der Verbesserung des Blutdruckmanagements, um einen ausreichenden Blutfluss im geschädigten Gehirn beim raumfordernden hemisphäriellen Infarkt zu gewährleisten.

Auf dem Gebiet der Hirnblutungen wird zukünftig in der SAVE Studie geprüft, ob die Darstellung der Blutung mit Ultraschall mit einer Computertomographischen Untersuchung als Verlaufsuntersuchung vergleichbar ist. Eine wichtige Komplikation einer Subarachnoidalblutung sind Durchblutungsstörungen, die mit einer Latenz von 3-21 Tagen nach Ereignis auftreten. Im Rahmen der fast abgeschlossenen EARLYdrain Studie wurde durch die zusätzliche Blut- und Nervenwasserableitung aus dem Lendenwirbelkanal Blut aus den Zwischenhirnräumen entfernt. Durch die Entfernung des Blutes sollen Triggerfaktoren für die verspäteten Durchblutungsstörungen vermindert werden und dadurch das Langzeitbefinden verbessert werden.

Viele Neurointensivpatienten erfordern eine längere Beatmungsphase auf der Intensivstation aufgrund von Bewusstseinsstörungen und Schluckstörungen, die zu Lungenentzündungen führen können. In der SETPOINT2 Studie wird untersucht, ob durch einen frühen Luftröhrenschnitt eine frühere Entwöhnung von der Beatmung möglich ist, dadurch weniger Komplikationen auftreten und es einen Effekt auf das Langzeitoutcome hat.


Autorenkontakt:
Dr. med. Katja Wartenberg
Schriftführerin der Deutschen Gesellschaft für NeuroIntensiv- und Notfallmedizin (DGNI)
phone: +49 (0)345 / 557 26 58
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